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Wasser in Krise – ein Thema in Bangladesch und an St. Galler Schulen

Der Ausdruck «Kein Wasser, kein Leben» ist bekannt. Aber ohne sauberes Trinkwasser, guter Hygiene und sanitärer Grundversorgung kann Leben auch nicht gedeihen.

Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und Latrinen sind häufig Krankheiten ausgesetzt, die durch Cholerabakterien oder Ebolaviren verursacht werden. Das führt oft zu Epidemien und humanitären Krisen. Der weltweite Wasserverbrauch und das mangelnde Bewusstsein für dieses kostbare Gut sind Probleme, die durch den Klimawandel weiter verschärft werden. Krisen und Naturkatastrophen, die Tausende von Menschen betreffen und den Migrations- und Flüchtlingsdruck erhöhen, werden weiter zunehmen. Schätzungen zufolge wird es bis zum Jahr 2030 zwischen 25 Millionen und 1,8 Milliarden Menschen geben, die aufgrund von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder extremen Dürren ihre Heimat verlassen mussten (Quelle UNHCR).

Wasserunsicherheit hat schwerwiegende Folgen für Flüchtlinge

Derzeit hat mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung – 2,1 Milliarden Menschen – noch immer keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser; und mehr als der Hälfte der Menschen – 4,5 Milliarden – stehen keine sicheren sanitären Einrichtungen zur Verfügung. Probleme im Zusammenhang mit Wasser treten überall auf der Welt auf. Ihre Auswirkungen auf das Leben von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen sind jedoch besonders gravierend. Für viele von ihnen ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen eine tägliche Herausforderung. Sie riskieren ihre Gesundheit häufig, indem sie Wasser aus unsauberen Quellen schöpfen oder ihre Notdurft im Freien verrichten, was eine Reihe von weiteren Problemen mit sich bringt. In einem überfüllten Flüchtlingslager können die Folgen besonders schwerwiegend sein: Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte und der schlechten Hygienebedingungen können sich Krankheiten sehr schnell ausbreiten und tausende Menschen betreffen.

Eine mangelhafte und knappe Wasserversorgung kann auch die Ursache von Konflikten und sozialer Instabilität sein und ein Gesundheitsrisiko darstellen. Sie ist auch einer der Hauptgründe warum junge Menschen, insbesondere Mädchen, frühzeitig die Schule verlassen. Mädchen und Frauen sind oft für die Trinkwasserbeschaffung zuständig und somit einer Vielzahl von Gesundheits- und Sicherheitsrisiken, einschliesslich sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt, ausgesetzt. Wasserknappheit macht Menschen auch verletzbarer, destabilisiert ein Land und behindert die Entwicklung ganzer Bevölkerungsgruppen.

Internationales Engagement

In der Agenda 2030 und den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung hat die Staatengemeinschaft ihren Willen zum Ausdruck gebracht, die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser- und Sanitärversorgung für alle zu gewährleisten. Neben den Regierungen vieler Länder unterstützen wichtige multilaterale Akteure wie die UN-Flüchtlingsorganisation (UNHCR), die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, UNICEF und viele Nichtregierungsorganisationen (NGOs) die Erreichung dieser Ziele.

Der Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene stellt einen wichtigen Aspekt der operativen Tätigkeit von UNHCR dar. Die Gewährleistung dieses grundlegenden Menschenrechts ist Teil des Mandats von UNHCR Flüchtlingen internationalen Schutz zu gewähren und dauerhafte Lösungen für zwangsvertriebene Bevölkerungsgruppen zu finden. Wenn zu Beginn einer Krise zahlreiche Vertriebene gleichzeitig an einen Ort strömen, gibt es temporäre Lösungen wie die Bereitstellung von Wasser in Behältern sowie chemische Latrinen. Das sind jedoch meist nur notwendige Sofortmassnahmen. Sofern möglich, folgen später längerfristige und nachhaltige Lösungen, wie der Aufbau von zentralen Wasserversorgungssystemen und eine geeignete Abwasserbehandlung. Diese technischen Massnahmen werden durch Schulungs- und Informationsprogramme zur Verbesserung der Hygienesituation ergänzt.

Die Schweiz verfügt auf diesem Gebiet über ein breites Know-how, das sie in verschiedenen humanitären Notlagen zur Verfügung stellt. Dies gilt insbesondere für die Region Cox's Bazar in Bangladesch, wo sich derzeit das grösste Flüchtlingslager der Welt befindet (Ende 2018 waren dort mehr als 900’000 Flüchtlinge). Um das hohe Seuchenrisiko in diesen Notsiedlungen zu verringern, hat die Schweiz Projekte zur Verbesserung der Abwasserentsorgung und zur Aufklärung der Flüchtlinge entwickelt und unterstützt. Im Zentrum dieses Engagements stehen der Bau von provisorischen Latrinen und die Durchführung von Workshops, in denen Kinder und Erwachsene Hygienemassnahmen, wie z.B. die Bedeutung des richtigen Händewaschens lernen. Darüber hinaus wurden eigens Treffen für Flüchtlingsfrauen und -mädchen organisiert, um gemeinsam das wichtige aber oftmals tabuisierte Thema der Monatshygiene zu besprechen und Stereotypen zu bekämpfen, denn menstruierende Frauen gelten oft noch als «schmutzig und unrein». Zudem wurden Binden für die Monatshygiene verteilt.

Weiterführende Informationen zum Engagement von UNHCR im Bereich Zugang zu Wasser und zum Engagement der Schweiz im Bereich Wasser, sanitäre Grundversorgung und Hygiene (WASH).

Sensibilisierungsworkshop in St. Gallen

Im Mai 2019 nahmen 13 Schulklassen mit Schülerinnen und Schülern im Alter von 10 bis 16 Jahren an einem speziellen WASH-Workshop teil. Die bereits stark für das Thema Klimawandel sensibilisierten Jugendlichen konnten mit drei Expertinnen und Experten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) über Wasserprobleme in Flüchtlingslagern sprechen. Die Felderfahrung der SKH-Mitglieder stiess bei den jungen Teilnehmenden auf grosses Interesse, und sie nutzten die Gelegenheit, ihnen viele Fragen zu stellen.

Die Schülerinnen und Schüler konnten auch selbst Hand anlegen und mit den gleichen Geräten, die auch bei den Einsätzen der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) im Ausland zur Verfügung stehen, das St. Galler Trinkwasser testen. Des Weiteren konnten sie unter UV-Licht ihre persönliche Händehygiene überprüfen und wurden so auf die Wichtigkeit des richtigen Händewaschens aufmerksam gemacht. Zudem konnten sie ihre Kraft unter Beweis stellen, indem sie mehrere Liter Wasser ein paar Meter weit auf dem Kopf trugen, wie dies zahllose Frauen und Kinder auf der ganzen Welt machen. Fern der sommerlichen Schwimmbäder konnten sie mit Hilfe von Chlor und speziellen Filtersystemen die Wasserqualität verbessern und über Wasserversorgung und Abwasserentsorgung diskutieren.

Diese spielerischen Experimente erwiesen sich als ein ausgezeichnetes Mittel, um die Schülerinnen und Schüler zu sensibilisieren und die komplexen Fragen im Zusammenhang mit Wasser und Flüchtlingen für sie verständlicher zu machen. Auch die drei Mitglieder des SKH hatten viel Spass an den Workshops und freuten sich über die vielen neugierigen Fragen und das grosse Interesse der St. Galler Schülerinnen und Schüler.